Die Ursachen der vogtländischen Schwarmbeben

aktive Magmakammer Magmakammer Die Erdkruste und der obere Mantel unter dem Vogtland und der angrenzenden Region NW-Böhmen stellen aus geowissenschaftlicher Sicht etwas Besonderes innerhalb der weltweiten Erdkruste dar. Die Einmaligkeit besteht in den periodisch wiederkehrenden Schwarmbeben und der nachweisbaren Kombination von seismischer Aktivität, tiefreichenden Krustenstrukturen und Vulkanismus. Obwohl diese Tatsachen seit langem bekannt sind, sind die Ursachen dieses Krustenverhaltens bis heute ungeklärt. Aber jetzt fanden Wissenschaftler eine ganz neue Erklärung für die Schwarmbeben im Vogtland - eine aufsteigende Magmablase!
Unterhalb des Eger-Beckens an der deutsch-tschechischen Grenze drängt Magma aus etwa dreißig Kilometer Tiefe in Richtung Erdoberfläche. Aus den Mofetten bei Franzensbad dringen Gasblasen an die Oberfläche, die einen ungewöhnlich hohen Anteil an Helium 3 Isotopen haben. Nur in Gegenden mit vulkanischer Aktivität
( aktive Vulkane wie z.B. der Ätna) kann man solch hohe Konzentrationen messen. Die Wissenschaftler vermuten deshalb eine Erklärung für die Schwarmbeben gefunden zu haben - die aufsteigenden Gase und die Magma könnten durch ihren Druck auf die Erdkruste Auslöser für die regelmäßigen schwachen Erdbeben im Vogtland sein.

Der Herd der letzten Beben lag in 6-13 km Tiefe in der nähe des tschechischen Ortes Novy Kostel. In diesem Bereich kreuzt die Marienbader Verwerfung den Egergraben und zahlreiche Bruchzonen sind entstanden. Mitlerweile sind hunderte Stellen untersucht worden, aus denen ständig Kohlendioxid aus der Erdkruste entweicht.
Und dieses Gas ist die Ursache der vielen Mikrobeben. Auf seinen kilometerlangen Weg durch die Erdkruste kann es durch den hohen Druck in den flüssigen Aggregatzustand wechseln und wirkt in den Bruchzonen der Kruste wie Schmierstoff zwischen den Gestein. Dadurch setzt es dessen innere Reibung herab und zum Glück für uns entstehen nur kleinere Erdbeben.

Eine etwas andere Meinung vertritt z. B. Dr. Karin Bräuer von der UFZ in ihren Forschungsergebnissen. Darin erklärt sie wie das Kohlendioxid enormen Druck auf die Erdkruste aufbaut und somit die Beben ausgelöst werden. Da direkt in den Epizentren der Beben keine Gase an der Erdoberfläche austreten, vermutet die Expertin, dass sie dort am Aufsteigen gehindert werden und dadurch einen Druck aufbauen, der sich dann in Form von Schwarmbeben entlädt. 100%ig sicher sind sich die Wissenschaftler allerdings noch nicht, darum ist in diesem Bereich noch sehr viel wissenschaftliche Kleinarbeit notwendig.

Jetzt müssen die Forscher nur noch die Magmakammer finden, die das Vogtland nicht zur Ruhe kommen lässt. Doch selbst mit tomografischen Untersuchungen ließ sie sich bisher nicht aufspüren: Weder ihre Lage noch ihre Ausmaße sind bekannt. Ein wichtiges Stück des Puzzles fehlt also noch. Dass die Kammer existieren muss, haben die Signale aus dem Untergrund aber schon verraten.

Zur Zeit läuft noch ein Projekt der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig zum Einsatz der Seismohydrologie zur Erdbebenprognose im Vogtland. Dabei werden in verschiedenen Grundwassermessstellen (z.B. Bad Brambach, Bad Elster ) die Grundwasserstände mit der lokalen Seismizität in Beziehung gesetzt. So konnte am 26.08.2011 unmittelbar nach den starken Bebenschwarm ( M max=3.8 ) ein drastischer Rückgang des Grundwasserstandes über 36h beobachtet werden.

 

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